Den Hund "lesen"

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olivermenn

Den Hund "lesen"

Beitrag von olivermenn »

Tag Ihr Lieben, Tag Heike,

nachdem ich in jüngerer Vergangenheit ein Wenig mit „calming signals“ herumexperimentiert habe und verblüfft war, wie gut Hunde darauf reagieren, würde ich gerne mehr erfahren wollen.

Kommunikation mit den Tieren scheint für mich 1. unverzichtbares Mittel bei der Erziehung und Ausbildung und 2. oft unterschätzt.

Darum suche ich Literatur, die sich mit dem Erkennen und Interpretieren von Verhaltensweisen der Hunde auseinandersetzt und erklärt, wie ich mich dem Hund verständlich machen kann.
(Ein hunde-unerfahrener Psychologe würde mich, sollte er das hier lesen, wahrscheinlich unmittelbar einweisen und die Leute, die darauf antworten gleich mit.) :wink:

Ich hatte an anderer Stelle hier im Forum an Heike die Frage gestellt, was sie von Eric Aldington und seinem Buch „Von der Seele des Hundes“ hält.
Sie hatte mir Folgendes geantwortet:
Tja, ich kann nur sagen entweder man mag Aldington oder man mag ihn gar nicht. Seine Bücher sind schon recht informativ, meiner Meinung nach aber eher zusammengewürfelt aus vielen anderen Büchern. Er lebt ja nicht mehr und so wird man leider keine "neuen" Bücher mehr von ihm bekommen.
Mich persönlich interessieren eher die Werke von Zimen, Trumler, Bloch und Feddersen-Petersen.

Kennst du Hunde sind anders von Jean Donaldson?
...kenn ich nicht. Gibt es ein Buch, das Ihr favorisieren würdet? Erzählt einmal!

Grüße
oli
mearas

Re. Literatur/Aldington

Beitrag von mearas »

Hi Olli,

ich habe 2 Bücher von Aldington:

"Was mach ich nur mit diesem Hund"......(geht so)

und

"Von der Seele des Hundes".....(sehr trocken, räusper)

ersteres ist zwar nett zu lesen, aber das wars dann auch (für mich)

letzteres ist sehr theoretisch und auch nicht so mein Fall.

Ist tatsächlich so: A. mag man oder eben nicht (so).


Ein sehr interessantes Buch für mich ist :

Henryk Okarma " Der Wolf - Ökologie - Verhalten - Schutz".

Im Vordergrund des Buches stehen die Betrachtungen der wildtierökologischen Aspekte:

- Systematik der Verbreitung
- Erscheinungsbild Wolf/ Hund
- Lebensweise des Individuums
- Sozialstruktur
- Einfluss auf die Population der Beutetiere

Und natürlich jede Menge Literatur über Pferde.....
Heike

Re: den Hund "lesen"

Beitrag von Heike »

Hallo Oli,
....ein Wenig mit „calming signals“ herumexperimentiert habe
.....würde ich gerne mehr erfahren wollen.
Ich hab irgendwo gelesen das es ein sogenanntes Arbeitsbuch zu den Calming Signals geben soll. Weißt Du da näheres?
Darum suche ich Literatur, die sich mit dem Erkennen und Interpretieren von Verhaltensweisen der Hunde auseinandersetzt und erklärt, wie ich mich dem Hund verständlich machen kann.
Schwierig :wink:
Wichtig wäre in dem Zusammenhang, meiner Meinung nach, erstmal Bücher zu lesen über Hund / Wolf im allgemeinen. Ihre Geschichte, Domestikation, Ausdrucksverhalten, etc...
Kennst Du von Feddersen-Petersen : Ausdrucksverhalten beim Hund und Hundepsychologie?

Und dann hilft nur eins weiter, geh auf ne Hundewiese und schau Dir die Hunde an. Oder geh mit Hundebesitzern spazieren und beobachte mal längere Zeit ein und denselben Hund in verschiedenen Situationen. Du lernst eher von den Hunden selbst als aus Büchern :wink: obwohl letztere einem gut die Grundsachen beibringen können.

Und ich persönlich finde Trumler´s Bücher informativ, auch wenn sie teilweise schon recht alt sind.
Günther Bloch solltest Du mal auf einem Seminar erleben. Demnächst findet wieder eins in Remscheid statt, ist ja von Dir aus wohl nicht soo weit. Er ist live besser als seine Bücher sind, meiner Meinung nach.

Wenn Du magst, wir können gerne auch mal Bücher tauschen. Habe auch ein paar schöne Labrador Bücher :D

Und da Du dich ja für Dummytraining interessierst, kennts du "Die drei Aporte"? von Tinneke...soundso (kann ich mir nie merken).
olivermenn

Re: den Hund "lesen"

Beitrag von olivermenn »

Hallo Heike,
Heike hat geschrieben:Ich hab irgendwo gelesen das es ein sogenanntes Arbeitsbuch zu den Calming Signals geben soll. Weißt Du da näheres?
Folgende Information fand ich im Internet:
"Calming Signals Workbook" von Clarissa von Reinhardt und Martina Nagel
Ergänzung zum Buch von Turid Rugaas. Es enthält Übungsanleitungen für
Beschwichtigungssignale im Alltag in unterschiedlichen Problemstellungen.
erscheint im Sommer 2004
http://www.animal-learn.de
Habe mal eine Anfrage an animal-learn gestartet, aber noch keine Antwort erhalten. Ich halt Dich auf dem Laufenden.
Heike hat geschrieben:Kennst Du von Feddersen-Petersen : Ausdrucksverhalten beim Hund und Hundepsychologie?
Nö, auch nicht. Worum geht´s? Kann ich hiermit demnächst Kochrezepte mit Hunden austauschen?
Günther Bloch werde ich mir höchstwahrscheinlich ansehen. Vielen Dank für die Info!!!
Heike hat geschrieben:Die drei Aporte"? von Tinneke...soundso (kann ich mir nie merken).
...Antonisse. Jepp. Steht schon im Schrank. Habe aber bis jetzt nur zum Thema "Ausspucken" reingeschaut.

Ach so, das Buch "Von der Seele des Hundes" ist im Übrigen eine Empfehlung von Hans Schlegel. Was hälst Du von dem?

Liebe Grüße
oli
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Viola
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@ Oli

Beitrag von Viola »

Hi Oli,

also Günther Bloch kann ich nur empfehlen. Dirk und ich haben ihn einmal bei einem Seminar gesehen und es war sehr informativ und lebendig. Er weiss wovon er redet und mir gefällt sehr, dass er immer wieder betont, dass der Hund doch Hund bleiben soll und man aus ihm keine Studie machen soll. Ich selbst war bei seinen Mädels in der Hundeschule und es war sehr sehr gut.
Also wenn Du nichts vor hast und es nicht zu weit weg ist, schau´ihn Dir an und Du hast bereits ein super Grundwissen.

lg,
Viola
Lg Viola mit Liza und Dexi (und Gonzo :cry: , Lady :cry: Zuzia :cry: und Quina :cry: ganz tief im Herzen)
olivermenn

Re: Re. Literatur/Aldington

Beitrag von olivermenn »

Hallo Mary, Hallo @all,
mearas hat geschrieben:...letzteres ist sehr theoretisch und auch nicht so mein Fall.
...und was mache ich jetzt?
mearas hat geschrieben:Henryk Okarma " Der Wolf - Ökologie - Verhalten - Schutz".

Im Vordergrund des Buches stehen die Betrachtungen der wildtierökologischen Aspekte:

- Systematik der Verbreitung
- Erscheinungsbild Wolf/ Hund
- Lebensweise des Individuums
- Sozialstruktur
- Einfluss auf die Population der Beutetiere
Meine Meinung:
Zwischen Wolf und Hund ist eine ganze Menge passiert. Neben der Tatsache, das der Hund domestiziert ist, ist auch seine Mimik heute zum Teil eine andere. Einige Hunderassen haben heute, aufgrund der Zucht, eine deutlich reduzierte Gesichtsmuskulatur, mit der es nicht mehr möglich ist alle Gesichtsausdrücke des Wolfes nachzuahmen.

Bei den Zuchten wurden neben körperlichen Merkmalen natürlich auch Merkmale des Wesens geformt.

Natürlich gibt es eine rudimentäre Schnittmenge mit dem Wolf, aber das Verhalten direkt am Hund zu erforschen, scheint mir sinniger, als die Erforschung des Verhaltens beim Wolf.
Zumal sich mehr oder weniger wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse bei wildlebenden Wölfen von denen bei Gehegetieren oftmals deutlich voneinander unterscheiden.

Das Thema Dominanz wird in meinen Augen ebenfalls viel zu hoch bewertet und ist zum Modewort verkommen.
Oft versteht der Hund nicht, verhält sich in den Augen des Hundeführers falsch und wird direkt als dominant abgestempelt. Probleme mit Dominanz scheinen für mich in den meisten Fällen eher Probleme der Kommunikation zwischen Hund und Mensch zu sein.

Ich unterstreiche, wie in dem Buch „Dominanz, Tatsache oder Fixe Idee“ von Barry Eaton, die Frage, ob ein Hund, der von uns mit Allem versorgt wird, wirklich anstrebt, die Rudelführerschaft und damit auch die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen.

In erster Linie wichtig erscheint mir, dass der Hund auch wirklich Alles erhält. Nämlich neben Futter und Unterschlupf, eben auch körperliche Nähe, körperliche und besonders geistige Anregung, Vertrauen, emotionale Bindung und klar strukturierte Regeln.

Meine Wunschverhältnis zum Hund ist dann nämlich keine hierarchische Rudelstruktur mehr, sondern eine freundschaftliche Teambildung. Klingt theatralisch, ist für mich aber eine wichtige Grundüberlegung vor der Ausbildung eines Hundes.

Hier muss mein Wunschbuch ansetzen.

Turid Rugaas „Calming Signals“ bilden da schon einen tollen Ansatz. Leider versäumt ihr Buch zu erwähnen, wann es dem Hund gut geht und er nicht mehr beschwichtigt. Leider versäumt ihr Buch einen Ansatz zu finden, wann der Hund nicht beschwichtigt, sondern einfach nur „nicht versteht“.
An dieser Stelle würde ich gerne in meinem Wunschbuch weiterlesen.

Habt Ihr dazu noch eine Idee?

Liebe Grüße
oli
olivermenn

Re: @ Oli

Beitrag von olivermenn »

Hallo liebe Viola,
v.schierbaum hat geschrieben:...Also wenn Du nichts vor hast und es nicht zu weit weg ist, schau´ihn Dir an und Du hast bereits ein super Grundwissen.
Wenn es eben geht, mach ich das.
Vielen Dank
oli
Heike

Re: den Hund "lesen"

Beitrag von Heike »

Hallo Oli,

nur kurz zu dem einen hier, morgen dann mehr :wink:
olivermenn hat geschrieben:Ach so, das Buch "Von der Seele des Hundes" ist im Übrigen eine Empfehlung von Hans Schlegel. Was hälst Du von dem?
Um es nett auszudrücken NADA :roll: vergiss das lieber und wende Dich anderm zu, so wie Viola und ich auch schon schrieb, Günter Bloch oder auch andere. Aber nicht ......
olivermenn

Beitrag von olivermenn »

Noch ne Frage:
Kennt jemand Stanley Corens "Die Geheimnisse der Hundesprache. Lernen Sie Ihren Hund verstehen und mit ihm zu kommunizieren"?
oli
mearas

Beitrag von mearas »

olivermenn hat geschrieben:Noch ne Frage:
Kennt jemand Stanley Corens "Die Geheimnisse der Hundesprache. Lernen Sie Ihren Hund verstehen und mit ihm zu kommunizieren"?
oli
Hi Oli,

wenn ich das so formulieren darf:

Du scheinst ja schon irre viel gelesen zu haben... 8)

und ich spreche jetzt mal so als Pferde und Hundebesitzer, in erster linie mal über meine erfahrungen als Pferdebesitzerin:

Ich habe mich auch viel mit Theorie beschäftigt und von Monty Roberts über Hempfling bis klimke alles gelesen, was mir in die Finger kam.

Die Grundlagen waren bei allen Autoren die gleichen: Mimik des Pferdes z.B.

Das Resultat war:

Es gibt nicht unbedingt die pauschale Regel die besagt: guckt (reagiert) dein Pferd (Hund) so - hat es das und du musst dies machen...!

Da jedes Lebewesen eben ein Individuum ist, reagiert es eben individuell.

Ist Sirius überfordert, fällt er in den Stand by Modus, sein Kollege beginnt bei Überforderung zu markieren. Alles Übersprungshandlungen.

Ich denke am besten lernt man durch die beobachtung am lebenden Objekt, also feldforschung. Dabei lassen sich zwar gewisse Stereotypen erkennen, aber die Reaktionen des 2 beiners darauf müssen eben auf den Hund (Pferd) angepasst ausfallen.

Mit der Dominanz gebe ich Dir vollkommen Recht!

Aber : verzetteln tut man sich im literarischen, animalischen Verhaltensdschungel meiner Ansicht nach auch schnell...!
Dirk

Dominanz

Beitrag von Dirk »

Zum Thema Dominanz rege ich zwei Vorträge an .... Termine unbekannt:

1x Martin Rütter - für den ist bald wahrscheinlich die Atmung des Hundes ein Dominanzanzeichen

und zum anderen...

Günther Bloch ... habe noch nie gegen kontroversere Vorträge gehört und gesehen .... danach überlegt man das Ganze am besten neu. :P

LG Dirk
Heike

Beitrag von Heike »

Hallo Oli,

habe mir Dein Posting jetzt nochmal durchgelesen. Das was Du suchst, das gibt es in der Form "noch" nicht.

Mary hat mir ihren Ausführungen vollkommen Recht und ich hatte Dir dies in einem vorigen Post auch schon vorgeschlagen. Schau Dir Hunde in Natura an, geh auf die Hundewiese, geh mit Hundehaltern Gassi.

Den Hund so wie Du ihn später haben willst, den möchte jeder :wink: Aber den erhält man nicht durch Bücher lesen :wink: verstehste?

Mit der Dominanz geb ich Dir übrigens auch Recht. Genauso wie seit einigen Monaten plötzlich jeder Hund unter Stress leidet. Auch wieder so ein Phänomen, geb den Leuten ein Schlagwort und sie schlagen damit auch wirklich um sich :)
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Angelica
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Beitrag von Angelica »

Heike hat geschrieben:Auch wieder so ein Phänomen, geb den Leuten ein Schlagwort und sie schlagen damit auch wirklich um sich :)
oder lies mal hier, hab ich gestern gefunden:
Hundebücher die die Welt (nicht) braucht
http://www.hundezeitung.de/satire/hundebuecher.html
(Achtung Satire :wink: )
Liebe Grüße
Angelica und A.J. (L/R geb. 10/03)

*Lach wenns zum heulen nicht reicht*
diGiTaL-LOoK
Heike

Beitrag von Heike »

Angelica hat geschrieben:Hundebücher die die Welt (nicht) braucht
http://www.hundezeitung.de/satire/hundebuecher.html
(Achtung Satire :wink: )
:D kenn ich schon, hat mich echt amüsiert und entspricht ja sooo sehr der Wahrheit :wink:
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Birgit und Josie
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Kann mich nur anschließen

Beitrag von Birgit und Josie »

Hallo Oli,

ich kann mich Heike und Mary nur anschließen, man lernt am besten von den Hunden selbst.

Da ich drei davon habe kann ich sie einzeln sehr gut beobachten und kann sagen, alle drei reagieren anders auf bestimmte Schlüsselmomente.

Jeder von ihnen ist eine Persönlichkeit, das ist wie beim Menschen auch, und aus dem Grund kann man ihre Reaktionen nicht pauschalisieren.
Dann gibt es im Miteinander immer wieder neue Eindrücke und Schlüsselreize für die Hunde, die man nicht steuern kann weil sie von Aussen kommen.
Zum Beispiel Reaktionen anderer Menschen beim Spaziergang auf die Hunde.
Das beste Beispiel ist vielleicht, wenn ich mit Josie spazieren gehe ignoriert sie Jogger und Fahradfahrer total wenn sie von ihnen nicht angesprochen wird.
Wird sie aber angesprochen läuft sie freundlich auf sie zu.
Bandit hingegen ignoriert sie ganz und gar ausser sie wollen ihm ein Leckerchen geben(was ich nicht zulasse, da bin ich eigen :wink: )
Emma, die kleine Maus hat zwar von Josie und Bandit gelernt zu ignorieren, ist aber mittlerweile auch sehr neugierig und schnüffelt fremde Menschen schon mal ab wenn sie darf.
Du siehst, eine Situation, drei Verhaltensmuster.

Ich denke wirklich, lesen ist gut und bringt auch sehr viel weiter, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, da sollte man dann anfangen in den Hunden zu lesen, sie erzählen dir eine ganze Menge.
Liebe Grüße

Birgit, Josie, Bandit und Emma


Welch geistige Armut muß unter den Menschen herrschen, dass sie von Tieren verlangen, was sie selbst nicht vermögen.


(Karin Szech)
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