barf - nicht jeder Hund ist gleich

Biologisch-Artgerechte-Roh-Fütterung

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Andy
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barf - nicht jeder Hund ist gleich

Beitrag von Andy »

Ich möchte euch gerne meine Erfahrungen, die ich bei der Frischfütterung gemacht habe, erzählen.
Es wird ein wenig länger……


Ich ernähre meinen Hund ja mittlerweile seit ca sechs bis sieben Monaten frisch. Wegen seiner Allergien und Gelenke, getreidefrei.
Das begann auch alles sehr gut, er bekam ein glänzendes Fell, wurde agiler und ich war glücklich mit der Ernährung.
Alles was man im Netz findet habe ich beherzigt. Ich habe die guten Öle von Rapunzel/Pahema gefüttert, drei immer abwechselnd. Ich habe sehr viel unterschiedliches Fleisch/Fisch gefüttert. Bei uns gab es zwei allgemeine Kräuterzusätze abwechselnd täglich und auch sehr viel
Gemüse und Obst immer abwechselnd. Und natürlich Kalzium/Knochen und Ei.

Ich dachte ich mache alles richtig und fühlte mich sehr wohl dabei.
Nach ca zwei Monaten begann er sich sehr viel zu kratzen, er bekam am ganzen Körper Hautpusteln, sah wie schlimme Neurodermitis aus. Zuerst mal habe ich auf eine Kontaktallergie getippt. Waschmittel, Gräser....es wurde aber überhaupt nicht besser, sondern schlimmer. Er verlor an den Innenschenkeln seiner Beine fast seine kompletten Haare, hatte am ganzen Körper Schuppen, seine Haut war quasi ganz trocken. Als er dann noch am ganzen Rücken seine Unterwolle verlor, und ich durch seine Haare seine Haut sehen konnte ging’s ab zum Tierarzt. Diese ganzen Hautveränderungen spielten sich ungefähr innerhalb von zwei Wochen ab.

Wir haben alles getestet, großes Blutbild, Schilddrüse, Milbenbefall.....
dann kams zum Futter...was füttern sie denn? die frage vom Tierarzt. Naja, dann zu sagen roh und wahrscheinlich schon zu wissen, dass man irgendwo einen Fehler macht, und selbst dran Schuld ist wie sein Hund gerade aussieht, ist nicht gerade prickelnd. Vor allem wenn man weiß, wie manche Tierärzte dazu stehen.

Zu dem Zeitpunkt war ich echt verzweifelt, wollte schon wieder die ganze Sache über Bord werfen und ihm wieder Trockenfutter geben. War aber immer noch der Überzeugung, dass die Frischfütterung das Beste für meinen Hund ist.

Ich bin zum Glück hier bei uns an eine sehr nette Frau geraten, die sich mit der Rohfütterung selbständig gemacht hat und wirklich eine Menge Ahnung hat. Zu ihr bin ich mit meinem Stinker gegangen, und sie hat einen Schreck gekriegt. Mein Hund sah wirklich ganz furchtbar aus!
Ich hab mir riesen Vorwürfe gemacht. Die Haut ist nun mal das größte Organ, und man sah dem Kerl an wie unwohl er sich fühlte.
Durch ihren Rat und ihre Hilfe habe ich ihm noch andere Zusätze gegeben. Erstmal eine Kur mit Nachtkerzenöl, dann noch Cervico (Zink) für die Haut und Seealgenmehl für die Funktion der Schilddrüse.
Sie erklärte mir, dass nicht jeder Hund gleich ist und pauschal über einen Kamm geschoren werden kann. Manch anderer Hund kommt super mit den empfohlenen Futterplänen im Netz klar, meiner aber halt nicht. Sie konnte mir auch nicht versichern, dass diese Kombination für ihn direkt die richtige ist, aber wir mussten uns jetzt langsam an das Problem rantasten.

Ab jetzt begann ich, mir genau aufzuschreiben was mein Dicker bekam, ich machte Tabellen, in denen ich die Gemüse-, Obst- und Fleischsorten und Milchprodukte eintrug und alles andere was er bekam. Weiterhin bekam er allgemeine Kräuter, Kalzium, Öle, Grünlibb+msm+Hagebutte für seine Arthrosen und zusätzlich die drei oben genannten Dinge.
Ich musste nun Geduld haben, dass wusste ich, ist aber nicht gerade meine Stärke….

Nach vier Wochen sah man die ersten Erfolge, er kratzte sich nicht mehr. Ich hatte Tränen in den Augen und freute mich wie ein kleines Kind.
Nach weiteren zwei Wochen hörte die Haut langsam auf zu schuppen und die Pusteln verschwanden langsam. Noch mal vier Wochen später begann sich sein Fell wieder neu zu bilden, man sah richtig wie es wuchs. Ich war so glücklich! Mein Hund strahlte wieder!
Mittlerweile sind wir soweit, dass sein Fell auch wieder anfängt zu glänzen, vorher war es ganz stumpf.

Die Kur mit dem Nachtkerzenöl war nach acht Wochen zu Ende. Die anderen beiden Zusätze wird er sein Leben lang weiter bekommen, beide je zweimal die Woche.

Das waren unsere Erfahrungen. Ich tue mich schwer, dass zu erzählen. Aber ich finde es auch wichtig, dass man mal sieht, dass bei der Rohfütterung nicht jeder Hund gleich reagiert. Manch ein anderer kommt vielleicht klar, wenn er nur Fleisch bekommt, meiner aber braucht diese „Spezialbehandlung“. Mich trifft es sehr, dass ich mit meiner Blauäugigkeit ihm das „angetan“ hab. Jetzt bin ich umso froher, dass wir diese Erfahrung gemacht haben, was man mit natürlichen Mitteln alles erreichen kann und jetzt glücklich sind mit unserer Frischfütterung.
Andy
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Maayon
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Beitrag von Maayon »

Hey Andy,

ich denke nicht, dass du dich schämen musst.
Im Gegenteil, ich finde es gut dass du das hier aufschreibst.
Und noch viel besser dass du weiter nach einer Lösung gesucht und sie auch gefunden hasst.
Wie bist du denn an diese Frau gekommen? Sie scheint ja wirklich viel Erfahrung zu haben.
Ich denke die meisten (mich evtl. eingeschlossen) wären ohne solche Hilfe bestimmt wieder zurück zum TroFu gegangen.

Freut mich ganz ehrlich dass es ihm nun wieder gut geht und das auch mit frisch :smile:
Liebe Grüße von Maayon & Jake
mit Bopp im Herzen
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monja
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Beitrag von monja »

Andy lass dich mal feste drücken! :knuddel:
Prima, dass es Merlin wieder so gut geht und prima, dass du die Frau getroffen hast die euch geholfen hat.

Ich danke dir wirklich sehr für diesen Bericht und ich glaube dir gerne, dass du dich schwer getan hast das alles aufzuschreiben. Du hast Recht, jeder Hund ist anders und individuell. Deshalb finde ich es richtig und wichtig, daß du das aufgeschrieben hast.

Monty wird ja auch seit eineinhalb Wochen teilgebarft. Morgens bekommt er sein TroFu und abends frisch. Als blutiger Anfänger taste ich mich grade langsam an die Rohfütterung heran und bin dementsprechend total unsicher. Deshalb als "Rettungsanker" die morgendliche Portion TroFu.
Ich beobachte meinen Hund mit Argusaugen, stelle fest dass er sich seit zwei oder drei Tagen vermehrt kratzt. Vielleicht ist dies das vielbeschriebene Entgiften, vielleicht mache ich auch was falsch :?
Dein Bericht hat mich jedenfalls darin bestärkt, meinen Hund noch genauer zu beobachten.
Viele Grüße
Anja mit Montybär Bild
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careenb
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Beitrag von careenb »

Hallo Andy,

danke, daß Du uns an Deinen Erfahrungen teilhaben läßt :smile:
Es freut mich, daß Dein Merlin auf dem Wege der Besserung ist und Du es geschafft hast, herauszufinden was speziell er im Futter braucht.
Rohfütterung ist kein Allheilmittel, aber es hat den Vorteil, daß man ganz individuell füttern kann. Die Regel ist halt, daß die meisten Hundehalter über eine Allergie als letztem Versuch zur Rohfütterung kommen und herumtüffteln müssen, was verträgt ihr Hund und was nicht.
Euren Weg müssen wahrscheinlich eher wenige Hundehalter gehen und der überwiegende Teil gibt auf und kehrt zum Trockenfutter zurück.
Es gibt viele Hunde deren Organismus die Rohfütterung auch nach jahrelanger Fütterung mit Trofu annimmt, als ob sie nie etwas anderes bekommen hätten. Allerdings sollten wir bedenken, daß der Mensch bei der Zucht auf bestimmte äußerliche Merkmale und spezielle Eigenschaften unter Garantie die ein oder andere Mutation/Krankheit/Defekt auch im Magen-Darm-Bereich mit"erschaffen" hat. Für solche Hunde "scheint" dann konventionelles Futter oft die einzig gangbare Lösung.
Wenn ich mit Duke ein spezielles Problem habe, arbeite ich auch mit einer selbsterstellten Futtertabelle, in der bis ins kleinste Detail alles festgehalten wird, was er frißt, wie er kotet, ob die Sonne scheint :wink:
Füttere ich auch mittlerweile überwiegend frei Schnauze, so bin ich froh auf dieses Hilfsmittel immer wieder zurückgreifen zu können. Ebenso habe ich halt meine Quellen, um dumme Fragen zu stellen zu können:ja:
Careen
mit Hanno, Lizette, Bacon, Chinny, Duke und dem Tünn im Herzen,
aber Persa, Zouzou und dem Olifanten auf der Couch…
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Der Bloodhound: sabbernd, sozial, störrisch, stark, schön und süüüüüüüüüüüß!
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monja
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Beitrag von monja »

Careen, dumme Fragen gibt es doch nicht :D
Viele Grüße
Anja mit Montybär Bild
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inga
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Beitrag von inga »

Klasse, dass du das geschrieben hast und uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt.
Merlin hat echt Glück, dass du dir solche Mühe gibst.
LG Inga mit Quittek, Fifinella und Darou für immer im Herzen

inga@dogs-and-fun.de
Emmi
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Beitrag von Emmi »

Boh, die arme Socke musste sich so quälen :sad: – aber da siehst Du mal, was man durch Hartnäckigkeit und Liebe alles erreichen kann!
Manch anderer hätte dem Tier einfach wieder Trofu in den Napf gekippt oder die Haut mit irgendwelchen Tabletten behandelt.

Ich finde Euren Erfolg auch supertoll! Trotzdem frage ich mich (als ehemals arg geplagte Neurodermitikerin) gerade bei Hautgeschichten, ob sie ausschließlich durch die Ernährung bedingt sind.
Ich vermute, Du hast Merlin in der "schlimmen Zeit" auch besonders viel Zuwendung gegeben, das hat sicherlich zur Heilung beigetragen!
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Viola
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Beitrag von Viola »

Danke für den langen Bericht.

Ich finde es richtig klasse, dass Du weitergemacht hast und nicht direkt zu Chemie-Futter gegriffen hast!! Da solltest Du drauf stolz sein und Dir nicht Vorwürfe machen, dass es durch die Umstellung dazu gekommen ist! Es hätte genauso gut mit einem neuen Chemie-Futter passieren können.

lg,
Viola
Lg Viola mit Liza und Dexi (und Gonzo :cry: , Lady :cry: Zuzia :cry: und Quina :cry: ganz tief im Herzen)
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