Hallo Doris,
Das mit dem

stimmt mich etwas nachdenklich, da ich mich mit kranken und behinderten Menschen weitaus besser auskenne als mit behinderten Tieren.
Nach meiner Erfahrung haben die meisten "nichtbehinderten Menschen" eine etwas unbeholfene Art sich diesem Thema zu nähern.
Noch bevor ich mit den Dreharbeiten zu "Alfonsos Welt" begann, wurde mir anhand von Alfonsos Geschichte klar, das es vielleicht gelingen könnte eine solche Brücke zu bauen ... wenn ich nur zeigen könnte was ein behindertes Tier uns lehrt ... ja dann hätte ich ein Stück Annäherung geschafft.
Es ist nicht die Behinderung die Barrieren schafft, sondern die Umwelt ... eine Umwelt die sich einfach schwer tut einmal außerhalb der Norm zu existieren.
Denn viele Menschen wollen helfen und schütten ihr ganzes Mitleid über den Betroffenen aus ... doch was möchte der Betroffene ??? ... ein ganz normales Miteinander, als Teil unserer Gesellschaft.
In meiner Kindheit hatte ich täglichen Umgang mit einem gelähmten Mitschüler ... schob ihn im Rollstuhl während den Pausen ... nein schlimmer noch ... wir fuhren Rennen mit seinem Gefährt.
Natürlich stürzten wir ab und an, wenn wir einmal eine Kurve zu schnell nahmen ... doch das war normal und ich half meinem Freund niemals in seinen Rollstuhl, sondern schob ihn in seine Reichweite, so das er hieinklettern konnte.
Das funktionierte immer und bereitete uns große Freude.
Nach und nach wurden diese Rennen zu einem Event, da jeder einmal is Team wollte und so hatten wir alle unsere Freude und schon nach kurzer Zeit wandelte sich Devensive in Offensive und die Behinderung unseres Freundes wurde zu einem festen Bestandteil unserer Aktivitäten.
Er wurde ein fester Teil unserer Kindheit und war voll integriert.
Später verloren sich unsere Wege, doch ich bin sehr dankbar für diese Zeit ... nahm vieles davon mit in meine eigene Welt als Erwachsener.
Sicher ist es mein Wunsch ... und auch der Grund meines Postings ... anhand von behinderten Tieren einen Zugang in diese Welt der Tolleranz zu ermöglichen, indem ich meine Möglichkeiten im Film dazu nutze, den Menschen zu zeigen, das es darum geht etwas in unserer Gesellschaft zuzulassen und zu akzeptieren damit wir es annehmen können.
Für uns Kinder war die Welt damals völlig in Ordnung .... niemand aus unserer Gemeinschaft hätte sich Gedanken im Umgang mit einem behinderten Menschen gemacht, denn er war mitten unter uns und gehörte zu uns ... ohne Vorbehalt.
Tiere wie Alfonso schaffen heute diese Brücke wenn wir sehen das ein Mensch sich dieser Aufgabe annimmt und so viel Glück erfahren kann wie Iris Schneider.
Ich glaube das zu zeigen, ist die beste Aufklärung und kann uns beim überwinden unserer Hürden helfen und Barrieren abbauen.
herzlichen Gruß
Jörg Kinn